Mittwoch, 1. September 2004

GM0HCQ and the wacky penguins

Oh Wunder, ich habe mich schon am 1. September 2004 mit Amateurfunk und QSL-Karten rumgeschlagen, aber lest meinen damaligen Artikel selbst:

Some like it hot - GM0HCQ does not?
Ich gehe einmal davon aus, andernfalls wäre es sehr ungemütlich, durch das ewige Eis der Antarktis zu skippern, auch GM0HCQ auf einem britischen Forschungsschiff als Funkoffizier unterwegs ist.

Der richtige Name ist übrigens Mike Gloistein, aber speziell ist eigentlich vor allem sein Tätigkeitsbereich und Aufenthaltsort. GM steht übrigens für Scotland, aber unterwegs ist er für die British Antarctic Survey. Nach deren Angaben sind jeweils etwa 5000 Leute in der Antarktis unterwegs, davon bleiben jeweils 1000 bei gefriergetrocknetem Food während des ganzen Jahres dort unten und gehen ihren Forschungen nach.

Mal eine philosophische Frage zwischendurch: wo ist oben und wo ist unten? Auf der Nordhalbkugel ist es klar: Arktis = oben. Wenn ich aber auf der Südhalbkugel lebe, ist dann für mich auch der Nordpol oben oder orientiere ich mich dann am Südpol? Wahrscheinlich hat auch hier die alte Welt der neuen vorgegeben, wo oben und wo unten ist.

Zurück zur Antarktis: Mike ist also als Funkoffizier mit dem Forschungsschiff unterwegs, d.h. er ist unterdessen mehr ein Hightech-Offizier als ein Funkoffizier, den das Schiff ist natürlich mit einer 64 kbps-Satellitenverbindung und e-mail ausgestattet. Die Amateurfunktstation ist wohl mehr für Notfälle und aus Nostalgie mit dabei, denn die Kommunikation mit der Basis passiert über Satellit und die Telefonie geht über Iridium.

Aber wenn man schon einen Funker engagiert sollte man ihm auch die Freiheit lassen, mit der ganzen Welt Kontakt aufzunehmen und die Geräte aktiv zu benutzen. Das macht Mike jeweils - irgendwie muss man ja die Zeit totschlagen. Mike ist während seinen Onlinezeiten jeweils ein beliebtes DX-Ziel und seine QSL-Karten sind begehrt, weil speziell.

Das ist auch so eine Sache: die Jagd nach QSL-Karten ist so etwas wie Trainspotting, es geht darum, möglichst viele Stationen anzurufen und eine bestätigte Verbindung aufzubauen. Anschliessen tragen beide Seiten den Kontakt in das Logbuch ein und füllen eine QSL-Karte aus. QSL ist einer der vielen Q-Codes und bedeutet ganz einfach Empfangsbestätigung. Die Karten werden entweder direkt verschickt oder aber an eine Sammelstelle, die das ganze dann zu einem Paket schnürt und um die halbe Welt schickt. Man ist eben organisiert.


Mike geht im September wieder QRV, bis dahin geniesst er die Zeit zu Hause. Das Schiff heisst VP8CMH (VP8 ist glaube ich Falkland und Umgebung, siehe dazu auch auf der Karte). Mike hat übrigens eine Homepage, die er von unterwegs pflegt, sie heisst gleich wie er GM0HCQ.

the wacky penguins
Die Antarktis hat übrigens eine eigene Top-Level-Domain mit dem Kürzel ".AQ". Man kann anscheinend sogar solche Domains beantragen, wenn man der Firma Issociate glauben will gibt es dazu folgende Vergaberichtlinie:

"Ein lokaler Firmensitz / Büro / Agentur / Vertretung ist notwendig, meist muss sich der Domainname am Firmennamen orientieren."

Wie wäre es mit bush.aq? Aber wir wollen ja nicht die Pinguine erschrecken.

Ein anderer Registrar meinte etwas präziser:
"AQ domain names are available to government organisations who are signatories to the Antarctic Treaty and to other registrants who have a physical presence in Antarctica."

Noch besser wäre natürlich folgende Vergaberichtlinie:
"AQ domain names are available to government organisations who are signatories to the Antarctic Treaty and to other registrants who have a physical presence in Antarctica. Webservers have to run on Linux or have at least to be maintained by a bunch of wacky penguins."

Sonntag, 14. März 2004

Bushmail - Buschtrommeln per ARQ und FEC


Noch eine Perle aus meinem 2004er Fundus (ich war damals noch nicht mal SWL):

Während die Buschmänner früher Nachrichten per Trommel und Meldeläufer übermittelten bedienen sich moderne Buschbusiness-Männer immer öfter dem Buschmail-Network, dass es ermöglicht, e-mails aus der Savanne oder der Wüste zu senden. Man braucht einzig ein wenig Strom, einen HF-Sender (wie für den Amateurfunk) und ein entsprechendes Modem und einen Compi. Die Geschwindigkeit ist sicher nicht gerade berauschend, denn mit der Höchstgeschwindigkeit von 2'722.1 Bits/sec ist surfen nahezu unmöglich. Aber für einfache Text-e-mails genügt diese Bandbreite bei weitem.

Günstig ist diese Art der Kommunikation nicht unbedingt, aber verglichen mit der Kommunikation über Satellit sind es immer noch Schnäppchenpreise.

Die Übermittlung geschieht mittels ARQ (Automatic Repeat Request ) und tönt so ARQ oder es wird FEC (Forward Error Correction) eingesetzt und erzeugt etwa folgendes Geräusch .FEC. Im Unterschied zum ARQ, bei dem eine Kommunikation in beide Richtungen notwendig ist, wird beim FEC die Meldung versandt, ohne dass der Sender nachher weiss, ob sie auch angekommen ist. Man kann sich das so vorstellen, dass bei ARQ nach jedem Datenpaket ein OK oder ein Nicht-OK zurückgemeldet wird, während beim FEC jedes Datenpacket zweimal geschickt und eine Prüfsumme mitgeliefert wird (keine Garantie für die Erklärung von FEC - wenn ihrs genauer wissen möchtet, fragt einen Amateurfunker der sich mit Packet Radio auskennt). FEC ist - bei optimalem Empfang - die schnellste Möglichkeit, um eine Meldung an viele Stationen gleichzeitig zu senden. Beim ARQ kann die Kommunikation nur zwischen zwei Stationen gleichzeitig erfolgen.

Wenn man dann überlegt, wie SPAM-Meldungen ein solches Netzwerk extrem belasten können, dann sollte man die SPAMMER dorthin senden und sie bis zum Hals in der Wüste vergraben.

Der Hersteller des Modems meint: "PACTOR®-III, the ultimate speed experience!". Mein Blick schweift gerade zu meinem Dynalink 9624 Modem (9'600 Baud für Datenkommunikation, 2'400 für Fax). Wenn ich das mit der 1'000'000 Baud-Leitung meines Cablecom-Anschlusses vergleiche .... der Hersteller hat recht, die Kommunikation mit PACTOR III dürfte in der heutigen Zeit wirklich das ultimative Geschwindigkeitserlebnis sein.

Trotz allen Nachteilen und der langsamen Geschwindigkeit ist die Unabhängigkeit von Providern und Infrastruktur ein absolutes Plus. Deshalb wird auch bei staatlicher Kommunikation auf Kurzwelle gesetzt, beispielsweise unterhält die Schweiz nach Aussagen der Schweizer Armee ein eigenes Kurzwellennetz um den Schweizer Botschaften die Kommunikation mit Bundesbern auch unter den widrigsten Umständen zu ermöglichen.

Auf der Informationsseite steht:

Der Botschaftsfunk hat schon oft gute Dienste geleistet - nicht zuletzt am 11. September 2001, als im Raum Washington und New York alle öffentlichen Kommunikationsmittel inklusive Satellitenverbindungen ausfielen. Über das Botschaftsfunksystem konnten zu jedem Zeitpunkt Meldungen zwischen der Schweizer Botschaft in Washington und Bern übermittelt werden.


Das einzige was man braucht ist Strom und den kann man notfalls auch mit einem Generator und etwas Benzin selber erzeugen.

Auch wenn ein 24-Stundenbetrieb nicht möglich ist, weil die Funkwellenausbreitung abhängig vom Zustand der Ionosphäre ist, ermöglicht ein HF-Netz doch immerhin während gewissen Zeiten eine reibungslose Kommunikation um die ganze Welt herum. Und wenn es direkt nicht klappt, dann schickt man ein Telegramm eben zu einer Station, die den Kontakt zum Ziel besser hinkriegt.